
10 Jahre "Laudato si'": Diözese Linz will Umwelteinsatz weiterführen
Zehn Jahre nach Veröffentlichung der Sozial- und Umwelt-Enzyklika Laudato si' von Papst Franziskus (2013-2025) haben die Umweltverantwortlichen der Diözese Linz, Lucia Göbesberger und Michael Rosenberger, eine Zwischenbilanz gezogen. Heute könne man feststellen, "dass viele Ortskirchen in Ländern mit indigenen Kulturen größere Schritte auf dem Weg zu einer Schöpfungsspiritualität gemacht haben als die meisten Ortskirchen in Europa und Nordamerika", erklärte der Theologe Rosenberger in einer Aussendung vom Montag. Auch in der Diözese Linz sei hier "noch Luft nach oben".
Die Enzyklika war am 18. Juni 2015 erschienen und hatte die Sorge um die Schöpfung in den Mittelpunkt kirchlichen Handelns gerückt. Franziskus hatte darin "die Dringlichkeit der Klima- und Biodiversitätskrise in einer Deutlichkeit hervorgehoben, die keinen weiteren Aufschub duldet", wie Rosenberger, der Professor für Moraltheologie an der Katholischen Privat-Universität Linz und Umweltsprecher der Diözese ist, erläuterte. "Zugleich hat er aufgezeigt, dass Schöpfungsverantwortung für die Kirche keine Nebenaufgabe ist, sondern zum Kern ihrer Sendung gehört."
Göbesberger, Leiterin des Fachbereichs Gesellschaft & Soziales in der Diözese Linz, verwies auf konkrete Maßnahmen: "Das Heizsystem wird nach und nach auf erneuerbare Energie umgestellt und bei den kirchlichen Gebäuden das Energiesparpotenzial gehoben. Die Anzahl der PV-Anlagen steigt jährlich; für heuer sind bis zu 25 neue Projekte geplant." Zudem sei der Fuhrpark ökologisiert und ein Öffi-Ticket-Bonus eingeführt worden. Auch die ökologische Weiterentwicklung der Friedhofsflächen werde fortgesetzt.
Im Frühjahr 2025 hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer die Errichtung einer "Kommission für Umwelt und Schöpfungsverantwortung" beschlossen. Diese soll die Ökologisierung diözesaner Aktivitäten begleiten und Impulse für Liturgie und Verkündigung geben. Ziel ist u.a. die Reduktion von Treibhausgasemissionen, Schutz der Biodiversität, Minimierung des Bodenverbrauchs und nachhaltige Beschaffung.
Rosenberger betonte: "Die ökologische Krise ist eine Herausforderung, die nur von der gesamten Menschheit über alle Grenzen von Religionen und Weltanschauungen hinweg bewältigt werden kann." Der Beitrag der Religionen liege laut Papst Franziskus in der Entwicklung einer tragfähigen Schöpfungsspiritualität.
Göbesberger ergänzte: "Papst Franziskus war sich sicher, dass die großen Religionen tragfähige Antworten auf folgende Fragen finden können: Was ermutigt zu einem leidenschaftlichen ökologischen Engagement? Was schenkt Hoffnung in all den Hiobsbotschaften der sich kontinuierlich verstärkenden Umweltzerstörung? Die Diözese Linz wird sich diesen Fragen auch in den nächsten Jahren verstärkt widmen."
Auch die Österreichische Bischofskonferenz beschäftigt sich im Rahmen ihrer Sommervollversammlung vom 16. bis 18. Juni in Mariazell mit der Umsetzung von Laudato si' und zukünftigen Perspektiven.
Enzyklika "Laudato si'"
Vor zehn Jahren, am 18. Juni 2015, veröffentlichte Papst Franziskus die Enzyklika "Laudato si' - Über die Sorge für das gemeinsame Haus". Mit dem Lehrschreiben - datiert ist es auf den 24. Mai 2015 - wandte sich das heuer am Ostermontag verstorbene Kirchenoberhaupt nicht nur an die Gläubigen, sondern an "alle Menschen guten Willens". Die Enzyklika thematisiert die aktuellen ökologischen und sozialen Krisen in großer Deutlichkeit und fordert eine ganzheitliche Ökologie, die Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft und Spiritualität zusammen denkt.
Laudato si' wurde weltweit beachtet, politisch wie religiös diskutiert und hat zahlreiche Prozesse in Kirche, Zivilgesellschaft und Politik angestoßen. Der Begriff der "ökologischen Umkehr" ist seither zu einem Leitmotiv kirchlicher Umweltarbeit geworden. Papst Franziskus hatte in seinem Schreiben dafür plädiert - konkret für eine "kulturelle Revolution" im Umgang mit Natur und Mitmenschen, die sich nicht in technischen Lösungen erschöpfen dürfe, sondern auf innerer Umkehr und einer neuen Lebensweise beruhe.
Quelle: kathpress